Ihr Büro beschäftigt sich mit Architektur und Stadtplanung: Welche Rolle spielen Smart-City-Konzepte in Ihrer Arbeit?
Wenn man über das Thema „Smart City“ spricht, ist ganz grundsätzlich zu berücksichtigen, dass es keine allgemein anerkannte Definition einer Smart City gibt. Derzeit beantwortet jeder Akteur für sich, was er unter dem Begriff versteht und welche Aspekte in der Zukunft wichtig werden. Eine Smart City ist für uns eine Stadt, die eine Handlungsstrategie entwickelt hat, um Errungenschaften der fortschreitenden Digitalisierung bestmöglich für eine höhere Lebensqualität einzusetzen. Architekturbüros fällt es in der Regel schwer, ein Budget für Forschungsprojekte zu erwirtschaften. Innovative Ansätze werden direkt am konkreten Projekt oder im Zuge von Wettbewerben entwickelt. Mein Eindruck ist, dass die Thematik bei den heutigen Realisierungsprojekten in den meisten Architektur- und Stadtplanungsbüros noch eine untergeordnete Rolle spielt. Wir haben unter anderem „Smart Stations“ und einen „Low Carbon District“ entworfen. Im Moment arbeiten wir an einer städtebaulichen Studie für einen Forschungscampus in Deutschland. Das Ziel ist ein Entwicklungskonzept, das es den Wissenschaftlern ermöglicht, die Bereiche Digitalisierung im Bauwesen, modulares Bauen sowie energieeffiziente und -autarke Stadtquartiere zu erforschen und die Forschungsergebnisse auch direkt auf dem Campus anzuwenden.
Warum geht es im Kontext von Smart City so viel um Technologien und so wenig um Gestaltung?
Das liegt vor allem daran, dass die Debatten meist von der Industrie angestoßen werden. Dabei geht es natürlich um die Platzierung von Produkten und Technologien. Städte sind bei neuen Themen eher zögerlich, zum einen aus finanziellen, zum anderen aber auch aus personellen Gründen. Und die Planer können eben meist nur das leisten, wofür sie beauftragt sind. Eine Designsprache, die aus einer strukturellen Veränderung unserer Lebensweise heraus entsteht, ist sehr viel umfassender und in der Entstehung weniger greifbar als ein schon relativ konkretes einzelnes Produkt.
Wie verändern sich Architektur und Stadtplanung durch die Digitalisierung?
Die Planungs- und Realisierungsprozesse verändern sich. Wer wann, wie und wo dabei ist, muss neu definiert werden. Die bessere Vernetzung verschiedener Fachbereiche ermöglicht neue Methoden, wodurch die Realisierung noch vorausschaubarer und kontrollierbarer werden kann. Ich denke dabei an Software zur Kollisionsprüfung, Simulationen wie beispielsweise des zu erwartenden Raumklimas oder Datenräume, in denen alle relevanten Projektdaten den Beteiligten stets in Echtzeit zur Verfügung stehen. Was gleich bleiben wird: Wir planen für den Nutzer. Unsere Architektur und Stadtplanung wird sich mit dem Nutzerverhalten und -bedarf weiterentwickeln.