Etwas verwaschen steht es da, das Huthmacher-Haus am Hardenbergplatz. Damals, als die Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberger das Gebäude, das zum Zentrum am Zoo gehörte, 1957 fertig stellten, war das architektonisch im wahrsten Sinne des Wortes etwas Herausragendes. Nun, mehr als sechs Jahrzehnte später, erinnert das Große Hochhaus, wie es auch genannt wird, mehr an einen der grauen, etwas behäbigen Dickhäuter, die nicht weit entfernt im direkt angrenzenden Zoo ihr Freigehege haben. Mit einer gemächlichen Gelassenheit steht es da, erhaben über den Hardenbergplatz und den Bahnhof Zoo, während die Menschen zu seinen Füßen Richtung Ku'damm und Gedächtniskirche wuseln. Aber auch, wenn es etwas aus der Zeit gefallen wirken mag – es prägt das Stadtbild und erinnert als eine Art architektonischer Zeitzeuge an eine längst vergangene Epoche. 2019 sprach sich der Landesdenkmalrat für den Erhalt des Huthmacher-Hauses aus, das die Bayerische Hausbau nun bis Anfang 2023 revitalisieren wird.
Luft nach oben
Berlin im Blick
Selmin Kayalar und Jochen Baumann betreuen das Große Hochhaus von Unterhaching aus.
Der letzte Baustein
„Ich finde es gut, dass wir das Projekt entwickeln", sagt Jochen Baumann, Leiter Technik-Asset-Management bei der Bayerischen Hausbau. „Wir haben es vor 18 Jahren gekauft und es ist nun der letzte Baustein, der dem Ensemble noch fehlt.“
Das sieht auch Selmin Kayalar, technische Asset-Managerin, so: „Wenn wir den Standort nun beleben und so herrichten, dass alles ein stimmiges Gesamtbild ergibt, dann haben wir in Berlin etwas geschaffen, was wirklich seinesgleichen sucht, das ist sensationell.“ Kayalar steuert zusammen mit Jochen Baumann und Asset-Manager Christian Ebner das Projekt, bis es Anfang des kommenden Jahres an die Abteilung Projektmanagement übergeben wird. Noch steht das Huthmacher-Haus ganz am Anfang. Derzeit laufen Gespräche mit Fachplanern, um ein Leistungsbild und einen Rahmenterminplan aufstellen zu können und um festzulegen, welche Maßnahmen – sei es der Brandschutz, die technische Gebäudeausrüstung oder die Fassadenreinigung – wann und wie erfolgen sollen.
Rückbau der dritten Etage als Kostprobe
Als Erstes erfolgt dann im Februar nächsten Jahres, nachdem alle Mieter ausgezogen sein werden, der Rückbau der dritten Etage – als eine Art Kostprobe, sagt Selmin Kayalar, um Planungssicherheit zu erlangen und aufdecken zu können, was denn vielleicht an Unvorhergesehenem beim Rückbau auf die Bayerische Hausbau zukommen könnte, und um auch die Kosten für die Gesamtmaßnahme vorab im Kleinen besser einschätzen zu können. Denn so ist das Bauen im Bestand, es ist nicht selten mit Überraschungen verbunden. So muss das Team anhand relativ weniger Bestandspläne das Gebäude auf seinen ursprünglich brandschutztechnisch genehmigten Zustand zurückführen und auch statisch darf es nicht mehr belastet werden. Das alles wird laufend mit der Unteren Denkmalschutzbehörde abgestimmt, denn das Haus ist zweifach als Denkmal gelistet: als „Gesamtanlage Neues Zentrum am Zoo“ und darüber hinaus ist die Gesamtanlage Bestandteil eines weiteren, umfangreicheren Denkmals, des „Ensembles Wiederaufbaugebiet rund um den Zoo“.
Auf dem Präsentierteller
Bauen im Bestand, zweifaches Denkmal – Selmin Kayalar überlegt, welche weiteren Herausforderungen auf das Team noch zukommen. „Bei den Rückbaumaßnahmen fällt natürlich unheimlich viel Material an, das abtransportiert werden muss. Bei einem Hochhaus mit so vielen Geschossen ist das eine Herausforderung. Da müssen wir an einem cleveren Entsorgungskonzept arbeiten, da das Gebäude ja direkt am Bahnhof Zoo steht und der Platz dort sehr beengt ist.“ Und Jochen Baumann sagt: „Das Huthmacher-Haus befindet sich in einer sehr exponierten und hochfrequentierten Lage und so sind wir mitten auf dem Präsentierteller. Wir haben den Zoo mit seiner Tierwelt gleich nebenan und wir können dort nicht weiträumig absperren.“ Dem kommt entgegen, dass das Erdgeschoss des Hochhauses während der Revitalisierung weiter durch Gastronomen und Einzelhändler betrieben werden kann. Dadurch liegt nicht für Monate alles brach und es ist weiterhin Leben im Gebäude, natürlich abgeschirmt von den geplanten Maßnahmen.
Ein eingespieltes Team
Um die Mieter kümmern sich die Berliner Kolleginnen Peggy Schwarz, Andrea Käpernick und Heike Woelk. „Mit den Berlinern sind wir eng in Kontakt. Das läuft gewohnt gut, wir sind eben ein eingespieltes Team“, sagt Jochen Baumann. „Zudem ist das ja auch nicht unser erstes Projekt in der Hauptstadt.“ Einzig die Corona-Pandemie käme etwas erschwerend hinzu, denn eigentlich müsse man, so gut die neuen technischen Kommunikationsmittel auch seien, beim Bauen im Bestand Dinge einfach persönlich begutachten, um zu verstehen und dann auch handeln zu können. Unter normalen Umständen wären Selmin Kayalar, Christian Ebner und Jochen Baumann rund alle zwei Wochen für einige Tage vor Ort. Aber jetzt ist alles anders und ungewiss und muss in den kommenden Monaten erst erprobt werden. Aber Kayalar und Baumann sind zuversichtlich. „Ich freue mich auf dieses standortübergreifende Projekt. Wir werden dieses Hochhaus an diesem wunderbaren Ort richtig schön herrichten und es dadurch nochmal neu beleben“, sagt Kayalar und Baumann ergänzt, fast ein wenig poetisch: „Wir werden diesen alten knorrigen Baum wieder zum Blühen bringen“.