Die Fassade steht da wie die Kulisse eines Films, der zur vorletzten Jahrhundertwende spielt: ein Prachtbau, Neubarock und Rokoko, mit Halbsäulen und Dreiecksgiebeln und Rundpavillons an den Ecken. Über dem Haupteingang wachen drei Löwenköpfe, darüber thront die in Stein gehauene Bavaria. Nicht alle Fenster sind mit Spanplatten verkleidet – durch manche sieht man direkt ins Blau des Himmels.
Das altehrwürdige Haus an der Kardinal-Faulhaber-Straße 1 ist nur mehr eine Hülle. Doch hinter den Fassaden der ehemaligen Bayerischen Staatsbank und des angrenzenden Palais Neuhaus-Preysing wird gebaggert und gebohrt, gegraben und gemeißelt: Hier entsteht das erste Rosewood-Hotel Deutschlands, 85 Zimmer, 47 Suiten, High-End-Kategorie „Fünf Sterne ultra luxury“. „Das ist gerade unser aufregendstes Projekt“, sagt Tobias Bruckner, Leiter des Projektmanagements. Seit 20 Jahren ist er im Baugeschäft, aber an eine Kombination so vieler Herausforderungen – Denkmalschutz, Innenstadtlage, komplexe Bautechnik – kann er sich nicht erinnern. „So etwas darf man in seiner Laufbahn nicht häufig erleben.“
Schon Anfang der 2000er verfolgte Bruckner die Entwicklung des Gebäudes. Damals wurde es vom Vorbesitzer, der Hypo-Vereinsbank, ein erstes Mal entkernt – als sich plötzlich die Fassade neigte. Das kann diesmal nicht passieren: Ein Stahlgerüst, verankert in Hunderten Tonnen Beton, greift mit Holzklammern in die Fensterluken und schützt die alte Hausfront vor Erschütterungen und Windlasten. Der Rückbau dauerte bis ins Frühjahr 2020.